Bayerisches Streuobst

Vom knackigen Obst bis zum feinen Destillat

Unter Streuobst versteht man großwüchsige Bäume (Hochstämme) verschiedener Obstarten, Sorten und Altersstufen, die in Gärten, an Ortsrändern, auf Feldern, Wiesen und Weiden in ziemlich unregelmäßigen Abständen – gewissermaßen "gestreut" – stehen. Ein Obstbaum ist dann ein Hochstamm, wenn die ersten Äste frühestens ab 1,80 Meter Höhe anfangen. Auf den Einsatz chemischer Pflanzenschutz- oder Düngemittel wird in der Regel verzichtet.

Streuobst hat viele Verwertungsmöglichkeiten. Es kann als knackiges Obst verzehrt werden, als süffiger Most, Obstsaft oder deftiger Obstbrand und vieles mehr. Beim Apfel dominiert die Lohnkelterei, wohingegen bei der Birne fast ebenso viel Tafelobst geerntet wird. Zwetschgen werden vorwiegend in den Brennereien z. B. zu Zwetschgenwasser verarbeitet.

Wildobst wurde bereits in der Steinzeit vom Menschen genutzt. Der Obstbau an sich wurde aber von den Römern ins damalige Germanien gebracht. Im Mittelalter wurde er vor allem durch die Klöster und die königlichen Mustergüter gefördert. Erst in der Neuzeit begann man damit, Obst über den Eigenbedarf hinaus zu erzeugen; und zwar in klimatisch begünstigten Gebieten – in Bayern also vor allem in Franken. Der Begriff "Streuobst" taucht in der Literatur erstmals 1941 auf. Ein Trend hin zum Plantagenanbau war schon in den 20er Jahren zu erkennen.

Am 15. Oktober 1953 kam es im Bundesernährungsministerium zum verhängnisvollen "Emser Beschluss", nach dem "für Hoch- und Halbstämme kein Platz mehr sein wird. Streuanbau, Straßenanbau und Mischkultur sind zu verwerfen".

Von da an nahm die Zahl der Streuobstbäume stetig ab. Seit 1975 jedoch gibt es verschiedene Initiativen, den Streuobstbau wegen dessen Wert für den Arten- und Biotopschutz wiederzubeleben. Trotz erheblicher Anstrengungen von verschiedenen Seiten setzt sich der Verlust von Streuobstbäumen aber bis heute fort.

Streuobstflächen gehören aufgrund ihrer Strukturvielfalt zu den wertvollsten Lebensräumen für Tiere und Pflanzen. Bis zu 5.000 Arten können hier vorkommen. Außerdem prägen Streuobstflächen entscheidend das Landschaftsbild und haben damit sehr wichtige gestalterische Funktionen im Ortsbereich und in der Landschaft übernommen.

Sehr bekannt sind bspw. die Streuobstwiesen im Lallinger Winkel – einer von 100 Bayerischen Genussorten.

Siehe Kurzfilme GENUSSSCHÄTZE BAYERN im YouTube-Kanal Land.Schafft.Bayern des Landwirtschaftsministeriums:

Streuobst als Edelbrand aus Franken: https://youtu.be/JBjg4z7vyDU

Streuobst als Saft vom Hesselberg: https://youtu.be/noSIgXPUEjg

Streuobst im Lallinger Winkel: https://youtu.be/RWiQFPf3Lg4

Info-Poster der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Thema "Streuobst in Bayern erhalten und nutzen".

Wissenswerte Informationen zum Bayerischen Streuobst und weiteren alten Sorten erhalten Sie bspw. im KErn-Kompendium "Alte Sorten".

Informationen zum Thema im Internet unter:

www.streuobst-blueht.de

www.lfl.bayern.de/streuobst

www.genussschaetze.bayern

Der Streuobstanbau wurde durch die Deutsche UNESCO-Kommission in das in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Er ist eine länderübergreifende Kulturform, deren Wert vor allem im Wissen und Weitergeben und in traditionellen Anbau- und Bewirtschaftungstechniken liegt.

https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/streuobstanbau