Rhöner Fruchtwein

Rhöner Heidelbeerwein, Rhöner Holunderwein, Preiselbeerwein, Rhöner Himbeerwein

Beerenreichtum des Rhöngebirges war weithin bekannt

Schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Beerenreichtum des Rhöngebirges bekannt und wurde von vielen Menschen privat genutzt. In den Wäldern dieses Mittelgebirges wurden vorwiegend Heidelbeeren gesammelt, die hauptsächlich für den Eigenbedarf zu Likör und Wein weiterverarbeitet wurden.

1859 wurde die erste Fruchtsaft- und Obstweinkelterei in Sondheim gegründet.


Damit begann man, den Beerenreichtum gewerblich zu nutzen. Das wichtigste Produkt war damals der Heidelbeerwein. 1875 wurde der Kauf von großen Mengen Heidelbeeren und Himbeeren der Kelterei erstmals in der lokalen Zeitung dokumentiert. Die Produktpalette der Rhöner Fruchtweine wurde im Lauf der Jahrzehnte ständig erweitert. In der Rhön werden heute eine Vielzahl von Fruchtweinen aus verschiedenem Obst hergestellt, beispielsweise aus Pflaumen, Kirschen und Äpfeln. Erhältlich sind außerdem Frucht-Glühweine und Kräuter-Fruchtweine.

Zur Herstellung werden die Beeren gepresst und die komplette Maische wird unter Zusatz von Reinzuchthefen (Kaltgärhefen) vergoren. Man verwendet Reinzuchthefen, um die Gefahr des Verderbs durch andere Mikroorganismen abzuwenden. Die Gärkraft der Reinzuchthefe kann in den stickstoffarmen Beerenmaischen durch geringe Mengen von Ammoniumsalzen verbessert werden, was ebenso unerwünschten Mikroorganismen entgegenwirkt. Um eine gute Gärung zu erzielen und den oft sauren Charakter zu mildern, ist bei Beerenwein der Zusatz von Zuckerwasser üblich. Durch das Vergären der kompletten Maische werden die Farbstoffe aus den Beeren stark extrahiert. Bei der Herstellung von Fruchtweinen aus Äpfeln oder Birnen wird die Maische zuerst abgekeltert und dann nur der abgepresste Most vergoren. Alle weiteren Arbeiten in der Kellerei entsprechen dem Vorgehen bei Wein.

Röhner Fruchtweine werden in 1-Liter Flaschen mit nostalgischen Etiketten und Korkstopfen als Verschluss angeboten.


Der Alkoholgehalt liegt bei 12,5 Prozent. Die Rhöner Fruchtweine werden gekühlt als Trinkwein verzehrt. Nach den Angaben der Kelterei Hartmann von 1886 schrieb man im selben Jahr dem Heidelbeerwein bei Magenbeschwerden eine heilende Wirkung zu. Das chemische Laboratorium der Weinbau-Versuchs-Station Würzburg bestätigte seinen Wert als diätischer Wein.