Allerseelenzopf

Seelenwecken, Totenbrot, Seelenspitzen, Seelenzöpfe

Altes Brauchtums- und Kultgebäck

Angelehnt an heidnische Bräuche deckte man einst den Tisch für die an Allerheiligen (1. November) aus den Gräbern aufsteigenden Toten - die Seelengeister. Was die Toten übrig ließen, sollte Glück bringen und wurde daher am nächsten Tag mit Freunden oder Verwandten gegessen oder verschenkt. Hieraus entstanden mit der Zeit Brotspenden, die an Allerseelen (2. November) an die so genannten "Seelenleute", also Bedürftige wie Arme und Kinder, verschenkt wurden.

Jedes "Vergelt's Gott" für diese Spende erlöste nach altem Glauben eine Seele aus dem Fegefeuer.


Der Brauch, Seelenspitzen oder Seelenzöpfe zum Fürbittengebet und Totengedächtnis zu verschenken, könnte auf das vorchristliche Haaropfer verweisen. Das Abschneiden der Haare symbolisiert besondere Gemütserregungen wie Trauer oder zeigt an, dass man sich in die Obhut eines Höheren begibt, dem man den abgeschnittenen Haarzopf weiht. Jüdische Frauen ließen sich am Tag ihrer Hochzeit das Haar schneiden oder opferten einen aus Brot gebackenen Haarzopf.

Der Allerseelenzopf wird in der Regel aus einem feinen, süßen Hefeteig geflochten und ist etwa 30 Zentimeter lang. In einigen Regionen gibt es ihn auch aus Blätterteig mit hohem Butteranteil. Man isst ihn zum Frühstück oder Nachmittagskaffee, bestrichen mit Butter und Marmelade. Zu Allerheiligen/Allerseelen wurde und wird der Seelenzopf in besonders üppiger Ausführung auch als Patengeschenk gegeben.

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Hasenöhrl und Kirmesfladen
Das Buch der Brauchtumsgebäcke mit 278 Rezepten

Eve Marie Helm
BLV Verlag, München, 1984