Bamberger Hörnla

 

Bamberger Hörnle, Bamberger Hörnchen, Hörnchenförmige Kartoffel

 

 

Gefährdete Liebhabersorte

Unter den alten Landsorten sticht das Bamberger Hörnla durch seinen besonders feinen Geschmack hervor. Es wurde deshalb in seiner fränkischen Heimat nie ganz vergessen und war auf den regionalen Wochenmärkten stets zu haben, wenn auch nur in kleinen Mengen. Das Bamberger Hörnla ist seit dem späten 19. Jahrhundert bekannt, vermutlich ist die Kartoffel aber noch älter. Ihre Entstehung in Bamberg ist nicht nachgewiesen, aber sehr wahrscheinlich, da sie an die Boden- und Klimaverhältnisse des Bamberger Beckens perfekt angepasst ist.

Der hohe Pflegeaufwand bei sehr niedrigem Ertrag macht das Bamberger Hörnla bei Erzeugern zum reinen Liebhaberprodukt.


Die Anbaufläche in Franken wird auf etwa 15 Hektar geschätzt (das sind 0,0004 Prozent der bayerischen Kartoffelanbaufläche). Die aktuelle Gefährdung der Sorte ist vor allem dem Umstand zuzuschreiben, dass das Bamberger Hörnla immer häufiger durch ähnliche, aber ertragreichere Sorten wie die alte französische Landsorte "La Ratte" ersetzt wird.

Das Bamberger Hörnchen ist klein, fingerförmig und leicht gekrümmt. Die hauchdünne, hellockerfarbene Haut hat einen rötlichen Schimmer. Das Fleisch ist gelb, dicht und fest. Der leicht nussige Kartoffelgeschmack verbindet erstaunliche Feinheit mit intensiver Fülle. Auf der Zunge ist das Bamberger Hörnla zartweich und saftig bei festem Biss. In der Bamberger traditionellen Küche ist das Bamberger Hörnla dem Festtagskartoffelsalat vorbehalten. In der fränkischen Regionalküche begleitet es in Butter geschwenkt oder leicht gebräunt Fisch- und Fleischspeisen, feine Gemüse und natürlich den fränkischen Spargel.

Kaum eine andere Region wird aus innerstädtischen oder stadtnahen Anbauflächen so unmittelbar frisch mit nahezu allen verfügbaren Gemüsesorten versorgt, wie Bamberg (Bayerischer Genussort). Die Ursprungsregion ist die Bamberger Gärtnerstadt selbst, die etwa ein Drittel der Bamberger Altstadt und damit auch ein Drittel des UNESCO-Weltkulturerbes „Altstadt Bamberg“ umfasst und die Reste der ursprünglich vor der Stadt gelegenen, heute in die östlichen Stadtviertel integrierten Gärtnerfluren. Naturräumlich liegt das Gebiet in der Kernzone der Flussniederung an der Mündung der Regnitz in den Main, die als „Bamberger Becken“ bezeichnet wird. Dabei handelt es sich vor allem um Schwemmsandböden im Talgrund, die zusammen mit den hoch entwickelten Fertigkeiten des Bamberger Gärtnerstandes für die besonders feine Qualität, die dem Bamberger Rettich wie allem anderen Bamberger Gemüse in der einschlägigen Literatur seit etwa 1800 generell attestiert wird, verantwortlich sind.

Schon Mitte des 14. Jahrhunderts sind in der Oberen Gärtnerei um St. Gangolf, der sog. Theuerstadt, Gärtnerfelder belegt.

1368 wird ein erster Gärtner, Fritz Pleinser, genannt, 1416 ein Keimgarten und 1426 schließlich ein Pflanzgarten belegt. Um 1400 sind in dem Gebiet etwa 30, um 1450 bereits etwa 70 Gärtnerfamilien ansässig. Wenige Jahrzehnte später fasst der Chronist Johannes Boemus sein Lob an die Bamberger Gärtner in Worte: "Keine Landschaft Deutschlands erzeugt mehr größere Zwiebeln, keine größeren Rüben und Kohlköpfe." Der berühmte Zweitlersche Stadtplan Bambergs von 1602 belegt die charakteristische Entwicklung des Bamberger Gärtnerviertels entlang einzelner Straßenzüge wie Mittel- und Heiliggrabstraße, Tocklergasse, Josefstrasse, Theuerstadt, Ehrlichstraße usw. Die entlang dieser Straßenzüge gelegenen Hofstellen verdichteten sich bis ins 18. Jahrhundert zu Zeilen und umschlossen allmählich die innen liegenden Felder. Dadurch entwickelte sich in den Innenbereichen ein optimales Kleinklima, durch das sich gerade diese Flächen in der Anzucht von Frühkulturen zu entscheidenden Standortvorteilen entwickelten. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es bereits 540 Gärtnerfamilien und an die 400 Gesellen.

Um 1900 zählte man schließlich 700 Gärtnermeister.

Diese Zeiten sind in der Bamberger Gärtnerei aber längst Vergangenheit. Heute haben sich die Bamberger Gartenbaubetriebe zu einer Interessensgemeinschaft unter dem Markennamen "Gutes aus der Gärtnerstadt" zusammengeschlossen, um sich für den Erhalt der Gärtnerstadt in ihren überkommenen Strukturen, aber vor allem für die unvergleichliche Produktpalette des Bamberger Gemüses einzusetzen.

Siehe Kurzfilm unter der Bayern-Karte (externen Inhalt laden) oder direkt im YouTube-Kanal Land.Schafft.Bayern des Landwirtschaftsministeriums: https://youtu.be/NHiMu7Eqlz0

Das Bamberger Hörnla ist seit Oktober 2013 als geschützte geografische Angabe (g.g.A.) gemäß der Verordung (EU) 1151/2012 bei der EU eingetragen (siehe Durchführungsverordnung (EU) Nr. 957/2013). Damit ist diese Bezeichnung in allen Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft geschützt und darf nur von Erzeugern genutzt werden, die die Vorgaben des Einzigen Dokuments einhalten. 

Das Bamberger Hörnla ist außerdem ein Passagier der Arche des Geschmacks. Das internationale Projekt der Slow Food Stiftung für Biodiversität schützt weltweit etwa 5.000 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen und Verschwinden, die unter den gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen am Markt nicht bestehen oder "aus der Mode" gekommen sind.

Förderverein Bamberger Hörnla in Franken e.V.
Hauptstr. 19
97253 Gaukönigshofen
Telefon 09337/90114

Wissenswerte Informationen zum Bamberger Hörnla und weiteren alten Sorten erhalten Sie bspw. im KErn-Kompendium "Alte Sorten".