Bayerischer Kräuterlikör

"Bayerischer Kräuterlikör" wird im Freistaat Bayern mit verschiedenen typischen Kräutern und Gewürzen hergestellt.

Bayern ist gekennzeichnet von Mittel- und Hochgebirgen (wie Alpen, Bayerischer Wald, Rhön), relativ großen Wald- und Bergwiesenflächen sowie Fluss- und Uferlandschaften. Es gedeihen seit jeher ganz bestimmte Kräuter- und Wurzelqualitäten, deren Inhaltsstoffe früher für medizinische Zwecke, später jedoch auch als Genussmittel eingesetzt wurden.

Heute gibt es in ganz Bayern mehrere Kräuterlikörspezialitäten (einige genießen aufgrund ihrer Spezifität eigenen Schutz, wie das Klostergold, der Ettaler oder Chiemseer), die schon seit einigen Jahrhunderten nach traditionellen Rezepten hergestellt und weit über Bayern hinaus vermarktet werden. Die Verwendung der jeweils für eine Region typischen Kräuter führt zu einer einzigartigen identitätsstiftenden Prägung des Likörs – durch die jeweiligen Boden- und Klimaverhältnisse (ähnlich dem Terroir beim Wein).

Die vielfältigen naturräumlichen Gegebenheiten Bayerns bedingen einen großen Reichtum verschiedenster Kräuter, Wurzeln und essbarer Wildpflanzen.

Um diese haltbar zu machen bzw. ihre Inhaltstoffe (als Elixiere) nutzen zu können, werden schon seit Jahrhunderten alkoholische Auszüge hergestellt. Diese bilden eine wesentliche Basis für den bayerischen Kräuterlikör.

Die vielen Klöster und Schlösser, die in Bayern ansässig sind, trugen hier erheblich zur Kultivierung des Wissens um den richtigen Umgang mit Kräutern und sonstigen Pflanzen bei.

Ursprünglich vor allem zu medizinischen Zwecken wurden hier besonders intensiv Kräuter gesammelt, aber auch angepflanzt und unter anderem zu Spirituosen verarbeitet. Von den Klöstern als Hochburgen des Wissens um den großen Kräuterreichtum und dessen richtige Verarbeitung zu Bayerischem Kräuterlikör ausgehend, breiteten sich die Kenntnisse in ganz Bayern aus. So besteht heute eine lange Tradition der Herstellung des Bayerischen Kräuterlikörs.

Die zur Herstellung von Bayerischem Kräuterlikör verwendeten Kräuter, Gewürze und anderen Rohstoffe, die den Geruch und den Geschmack des Kräuterlikörs prägen, stammen, sofern diese in Bayern wachsen, ebenfalls aus dem geografischen Gebiet. Ist das nicht gegeben, dürfen Rohstoffe nicht-bayerischen Ursprungs verwendet werden.

Die ausgesuchten Kräuter, Wurzeln, Blüten, Gewürze, Früchte, Samen oder Rinden (u. a. Enzianwurzel, Angelikawurzel, Pomeranzenschalen, Nelken, Kümmel, Koriander, Anis, Zimt, Fenchel oder Baldrianwurzeln)

werden entsprechend der jeweiligen Rezeptur gewogen, gemahlen, gemischt und anschließend mit Hilfe von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs (durch Mazeration, Digestion oder Perkolation) zu Alkoholauszügen weiterverarbeitet. Diese Auszüge werden in einem weiteren Arbeitsschritt mit einer Wasser-Alkoholmischung versetzt. Nach einer Einwirk- bzw. Lösungszeit von mehreren Tagen wird der entstandene Auszug gefiltert. Zum Teil wird dieser Vorgang mehrmals wiederholt, bis ein sogenannter fertiger Likör-Grundstoff entstanden ist. Im weiteren Verlauf werden die Alkoholauszüge mit süßenden Erzeugnissen (u. a. Flüssigzucker, Honig etc.) durch Rühren vermischt.

Die Abfüllung in Flaschen - je nach Likör mit vorheriger Reifezeit in einem Fass - bildet einen der letzten Arbeitsschritte.

Der Bayerische Kräuterlikör ist eine nach Verordnung (EU) 2019/787 geschützte Spirituose.