Fatschenbrunner Hutzeln

Hutzeln aus dem Steigerwald, Dörrbirnen, Hutzelbirnen, Kletzen

Runzliger Nährstoffspender

Hutzeln sind Dörrbirnen, die mit Stumpf und Stiel getrocknet werden.
Den spätreifen, großen Birnensorten wird ein hoher Gehalt an Kalium, Kalzium, Magnesium, Mangan, Eisen, Kupfer sowie Kieselsäure bescheinigt. Der hohe Gerbsäuregehalt hat entquellende und entzündungshemmende Eigenschaften. Früher waren sie wichtiger Nährstoffspender in harten Wintern. 

Die Dörrbirnen schmecken fruchtig süß, mit weicher und fleischiger Konsistenz.

Traditionell hergestellte Hutzel-Birnen aus extensiv bewirtschafteten, naturbelassenen alten Streuobstbeständen bekommt man heute nur noch in Fatschenbrunn (Bayerischer Genussort). Das Örtchen im Steigerwald war bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg "komplett mit Obstbäumen zugewachsen". Über 300 Obstbäume mit einem Stammdurchmesser von über 60 cm konnten heute noch katalogisiert werden – teils mit einem Alter von 200 Jahren.

Der älteste Baum ist 250 Jahre.

Allein die Birnbäume zählen etwa 40 verschiedene Sorten, von denen gut 20 so rar sind, dass sie heute nicht mehr bestimmbar sind. Die noch bekannten Sorten tragen interessante Namen wie Katzenkopf, Köstliche aus Charneux, Gräfin von Paris, Clapps Liebling, Prinzessin Marianne, Pastorenbirne, Frauenschenkelbirne, Mollebusch oder Minister Dr. Lucius. 

Die Fatschenbrunner sind bereits über Jahrhunderte hinweg Experten in der Kunst des Anbaus und Dörrens. Heute wird die traditionelle Trockenobstherstellung nur noch von wenigen Familien in althergebrachter Weise ausgeübt – alles in Handarbeit: Geerntet durch Schütteln mit langen Holzstangen und Aufsammeln. Sie werden gewaschen und aufs Därrhärrli (Dörrgitter) geschüttet und aussortiert. Die Birnen werden (von September bis Ende Oktober) in Dörröfen, im traditionellen Verfahren bei 60° bis 70°, über 4 bis 7 Tage zu Hutzeln verarbeitet. Alle sechs Stunden muss hier Holz nachgelegt werden und bereits fertige Hutzeln ausgelesen werden.

Das Dörren diente früher dazu das Obst haltbar zu machen. Dafür wurde es in eigens errichteten Dörrhäuschen getrocknet.

Derzeit existieren nur noch etwa zehn funktionsfähige, traditionelle Obstdörren, von denen nur noch eine in Betrieb ist – die der Familie Hümmer in Fatschenbrunn.

Die in Fatschenbrunn (Gde. Oberaurach) gelebte Tradition des Obstanbaus und des Obstdörrens ist eng mit einer historischen Baumfelderwirtschaft verbunden - hochstämmige Obstbäume mit robusten Sorten, wie zum Beispiel der "Pfarrersbirne" (Pastorenbirne), umgeben von Ackerflächen auf denen im Wechsel Getreide, Kartoffeln und Rüben angebaut wurden. Diese Wirtschaftsweise war einst im Steigerwald weit verbreitet und ist heute nur noch auf wenigen Reliktflächen erhalten.

Hutzeln stellten im 20. Jahrhundert eine wichtige Einnahmequelle der Bauern der Region dar. Die Hutzeln wurden in großem Maße an die fränkische Lebkuchenindustrie verkauft.

Nachdem Hutzeln seit den achtziger Jahren kaum mehr Verwendung in der fränkischen Lebkuchenproduktion fanden, starb dieser landwirtschaftliche Nebenerwerbszweig nahezu vollständig aus.

Heute (über)lebt diese Tradition durch den Verkauf kleinster Mengen an/in Naturkostläden und über das Internet fort. Im November und Dezember sind sie auch auf dem Viktualienmarkt in München erhältlich. Verwendung finden sie heute als Backzutat (Kletzenbrot), als Wander- und Sportverpflegung, für Müslizubereitung oder als exklusive Kochzutat (z.B. für Wildgerichte oder als Hutzelklöß).

Siehe Kurzfilm unter der Bayern-Karte (externen Inhalt laden) oder direkt im YouTube-Kanal Land.Schafft.Bayern des Landwirtschaftsministeriums: https://youtu.be/3bCmwwVCSU0

Die Hutzeln von den Baumfeldern in Fatschenbrunn sind ein Passagier der Arche des Geschmacks. Das internationale Projekt der Slow Food Stiftung für Biodiversität schützt weltweit etwa 5.000 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen und Verschwinden, die unter den gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen am Markt nicht bestehen oder "aus der Mode" gekommen sind.

2018 wurde die Baumfelderwirtschaft und traditionelle Dörrobstherstellung im Steigerwald in das Verzeichnis "Immaterielles Kulturerbe in Deutschland" durch die Deutsche UNESCO-Kommission aufgenommen.

Hutzelhof Hümmer
Rieneckstr. 7
97514 Fatschenbrunn im Steigerwald

Tel. 09529-373

www.hutzeln.net