Tauberschwarz

Tauberschwarzwein, Blaue Frankentraube, Blauer Hängling, Blaue Hartwegstraube, Grobrot

Fruchtiger Rotwein mit würzigem Geschmack

Der Tauberschwarz ist die Urrebe des Taubertals. Sie bringt leichte, fruchtige Rotweine mit etwas lichter Farbe hervor. In guten Jahren fallen diese auch granatrot bei gleichzeitig würzigem Geschmack aus.  Der Ausbau im Barrique, vorausgesetzt der Ertrag wurde kräftig begrenzt, kann ihn zu einem tiefroten, markanten Wein werden lassen. Geschmacklich ist der Tauberschwarz mit dem Spätburgunder verwandt. Die Tauberschwarzrebe zeichnet sich durch einen feinen Duft sowie Aromen von roten Früchten, Kirsche, Unterholz und einen zartbittereren Abgang aus. Jung zeigt der Tauberschwarz erst einen einzigartigen, im Rachen leicht rauchigen Zartbittergeschmack, nach zweijähriger Lagerung kann er sich zu einem vollen Wein entwickeln, bei dem die rauchigen Töne zurücktreten und die Aromen von Wildkirsche im Vordergrund stehen.

Der Tauberschwarz, eine der ältesten Rotweinsorten des Taubertals, hat eine sehr lange Tradition. Nachweislich ist die Tauberschwarzrebe im Tauber- und Vorbachtal seit dem 16. Jahrhundert heimisch. Sie wurde einst als Teil des Mischsatzs gepflanzt, aber auch - wie es im 1839 erschienen Buch "Der Weinbau in Süddeutschland" von J.P. Bronner heißt: "...besonders aber gegen Röttigheim (heute: Röttingen) hin wird hauptsächlich rothes Gewächs gepflanzt, und zwar aus der Traube, die man Tauberschwarz nennt ..."

Die Geschichte der Rebe, ihre Anpassung an das Terroir und ihre jahrhundertelange Bedeutung für die Region sowie ihr sich darauf beziehender Name machen sie zu einem fast einzigartigen, identitätsbildenden Element dieser Flusslandschaft.


Die ursprüngliche Herkunft der alten roten Rebsorte ist nicht gesichert, die verschiedenen Synonyme lassen aber auf eine weite Verbreitung in Mittel- und Südosteuropa schließen. Im 16. Jahrhundert gelangte die Rebsorte nach Franken. 1559/60 wurde sie unter dem Grafen Wolfgang von Hohenlohe im Taubertal angebaut und erhielt 1726 von Graf Carl-Ludwig von Hohenlohe zu Weikersheim den Namen Tauberschwarz. Er beschrieb den Wein in einem Dekret als "Tauber schwarzen Weinbergsferern (Reben)". Seit dieser Zeit wurde der Tauberschwarz im Tauber- und Vorbachtal als Teil des Huntschs (Zehntweines) angebaut. Darunter versteht man den bunt gemischten Anbau von roten und weißen Weinen in einem Weinberg, um eine gleich bleibende Qualität zu gewährleisten. Zu diesem gemischten Satz gehörten auch Elbling, Muskateller, Malvasier, Krachgutedel, Roter Heunisch und Hammelhoden - ein alter Name des Trollingers. Lange Zeit erfreute sich der Tauberschwarz großer Beliebtheit und man sprach ihm sogar heilende Wirkung zu. In den "Fränkischen Sammlungen von Anmerkungen aus der Naturlehre" aus dem Jahr 1757 steht geschrieben: "Von denen rothen Tauber-Weinen, die allein von denen Tauberschwarzen Trauben zubereitet werden, sagt man, dass sie kühlen, und die Durchfälle, auch die Ruhr stillen sollen. "Leider verschwand die Sorte mit dem Rückgang des Weinbaus im Tauber- und im Vorbach-Tal weitgehend.

1959 war der Tauberschwarz beinahe in Vergessenheit geraten, er galt gar als ausgestorben, bis man in einem Ebertsbronner Weinberg auf die letzten 400 verbliebenen Rebstöcke stieß.


Zu Beginn der 1960er Jahre wurde in Weinsberg versucht, die Sorte durch züchterische Bearbeitung wieder zu beleben. Im Zuge dessen führte die staatliche Lehr- und Versuchsanstalt Weinsberg eine züchterische Auslese durch. Einen wesentlichen Anteil an der Bewahrung dieser Sorte hat auch der Weikersheimer Winzer Otto Mündlein. 1974 gründete der "Taubertäler Weinpapst" den Weinbauarbeitskreis mittleres Tauber- und Vorbachtal, den er bis 1996 leitete. In dieser Funktion hat er sich maßgeblich für die Ansiedlung bzw. Verbreitung alter Rebsorten, darunter auch Tauberschwarz im Tauber- und Vorbachtal, eingesetzt. In Bayern wurde durch das Weingut Engelhardt in Röttingen 1996 erstmals wieder Tauberschwarz angepflanzt. 

Die Herstellung des Weines ist aufgrund der dichten (Geiz-)Triebe relativ arbeitsintensiv und etwa doppelt so aufwändig wie beim Spätburgunder. Die meisten Winzer produzieren eher helle Weine, die farblich in Richtung Spätburgunder gehen. Die Rebe benötigt eine südliche und steile Lage, um die Farbqualität zu gewährleisten. Reifen sollte der Tauberschwarz auf jeden Fall im Holzfass. Oft reift er auch als Dritt- oder Viertbelegung in der Barrique.

Der Tauberschwarz ist ein Passagier der Arche des Geschmacks. Das internationale Projekt der Slow Food Stiftung für Biodiversität schützt weltweit etwa 5.000 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen und Verschwinden, die unter den gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen am Markt nicht bestehen oder "aus der Mode" gekommen sind.