Murnau-Werdenfelser Rind

Oberländer, Murnauer, Rote

Dreinutzungsrind für schwieriges Gelände

Das Murnau-Werdenfelser Rind ist sehr widerstandsfähig und an das raue Klima im Werdenfelser Land gewöhnt. Es ist nicht nur die einzige deutsche Rinderrasse, die an Moor- und Sumpflandschaften gut angepasst ist, sie bewährt sich auch im steilen Gelände. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Murnau-Werdenfelser ein "Dreinutzungsrind", diente also als Arbeitstier sowie als Milch- und auch als Fleischlieferant. 

Früher wurden in der damals ärmlichen Region des Voralpenlandes Rinder in der Regel erst dann geschlachtet, wenn ihr Nutzen als Milchkuh bzw. Zugochse nicht mehr gegeben war. Auch heute sind Fleischwaren vom Murnau-Werdenfelser Rind nur begrenzt erhältlich: Aufgrund der kleinen Population dürfen in den nächsten Jahren ausschließlich männliche Tiere geschlachtet werden. Das Fleisch des Murnau-Werdenfelser Rindes eignet sich hervorragend für die im Voralpenland übliche Zubereitung von kräftigen Suppen, Koch- und Schmorfleischgerichten. Dabei steht nicht, wie bei vielen anderen Rassen, die Zartheit des Fleisches an erster Stelle, sondern der außergewöhnlich aromatische Fleischgeschmack.

Das Murnau-Werdenfelser Rind entstand durch Einkreuzung Tiroler Rinder durch die Klöster Murnau und Ettal. Um das Jahr 1870 waren im Landkreis Garmisch noch 62.000 Murnau-Werdenfelser Rinder heimisch. Doch schon 1936 gab es nur noch 23.000 Tiere. Mit der Entwicklung moderner landwirtschaftlicher Strukturen und der Züchtung entsprechender Hochleistungs-Rinderrassen, die nur noch entweder Milch- oder Fleischlieferant sein sollten, wurden die Murnau-Werdenfelser Rinder immer mehr zurückgedrängt. Schließlich gab es nur noch 350 Tiere, darunter 130 Zuchttiere. Für das Murnau-Werdenfelser Rind gibt es heute nur noch wenige Züchter. Meist handelt es sich um ökologisch arbeitende Betriebe, auf jeden Fall aber werden die Tiere artgerecht aufgezogen - Mutterkuhhaltung ist die Regel. Von 1970 bis 1975 ging die Anzahl der reinen Murnauer-Züchter im Ursprungsgebiet von 60 auf sechs zurück. Nach Umfrageergebnissen sank auch die Zahl der Betriebe, die Murnau-Werdenfelser Rinder halten, von 1986 bis 1994 von 74 auf 49. Das Murnau-Werdenfelser Rind gehört laut der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) auf der Roten Liste der bedrohten Nutztierrassen im Bundesgebiet zur Kategorie I, d.h. zu den extrem gefährdeten Rassen.

Das Murnau-Werdenfelser Rind ist ein Passagier der Arche des Geschmacks. Das internationale Projekt der Slow Food Stiftung für Biodiversität schützt weltweit etwa 5.000 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen und Verschwinden, die unter den gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen am Markt nicht bestehen oder "aus der Mode" gekommen sind.

Förderverein zur Erhaltung des Murnau-Werdenfelser Rindes
Jürgen und Inka Lochbihler
Viktualienmarkt 15
80331 München
Telefon 0179/9772024
www.murnauwerdenfelser.de

Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH)
Walburger Str. 2
37213 Witzenhausen
Telefon 05542/1864
www.g-e-h.deinfo@g-e-h.de