Rieslaner

Rieslanerwein

… ein Exot aus der Heimat. Wie der Name schon erahnen lässt, handelt es sich um eine Kreuzung aus Silvaner und Riesling. Im deutschen Vergleich zählt der Rieslaner zu den spätreifenden Rebsorten.

Der Rieslaner ist ein gebürtiger Franke.

Fruchtig kommt der Rieslaner daher, mit einer stabilen Säure. Geschmacksrichtungen von Maracuja, Ananas, Mango und Rhabarber umschmeicheln den Gaumen. Besonders bei hohen Mostgewichten und guter Reife lässt sich der gelbgrüne Wein mit Spitzenweinen seines Elternteils Riesling vergleichen. Meist ist er jedoch gehaltvoller.

„Wenn er gelingt, dann hat er eine unverwechselbare Exotik“, sagt Hermann Mengler, Fachberater des Bezirks Unterfranken in Sachen Wein (Mainpost, 24.01.2022, KIT S. 22).

In sehr kühlen Jahren ist z. T. eine spitze, unreife Säure möglich. Sein volles Potential entfaltet er bei edelsüßen Weinen: aromareich, ausdrucksstark, mit viel Spiel und edel.

Edelsüß ist der Wein besonders als Aperitif geeignet. Er lässt sich zudem hervorragend mit gereiftem Bergkäse und salzigem Käse kombinieren.

Der Rieslaner gilt als anspruchsvoll: Er mag keine kargen Böden und braucht lange, um zu reifen. Der charaktervolle und aromatische Frankenwein ist prädestiniert für bindige Muschelkalkböden.

Er bedarf warmer, windgeschützter (Silvaner-)Lagen.

Die Sorte ist sehr gut kalkverträglich und weist eine gute Winterfrostfestigkeit auf.

Auf circa 75 Hektar wird der Rieslaner in Deutschland angebaut. Allein in Franken sind es 30,4 Hektar. Gemessen an der Gesamtfläche im deutschen Weinbau von 103 000 Hektar wird deutlich: Der Rieslaner ist ein Nischenprodukt.

In guten Lagen ist er, besonders bei hohen Qualitäten, ein gefragter, langlebiger Wein mit nuancenreichem Bukett – für hochwertige Auslesen gut geeignet.

Einerseits spielt der Klimawandel mit seinen höheren Temperaturen und langen Sommern den Anbauern in die Karten. Andererseits wird dadurch das Mostgewicht oft sehr hoch, die Oechslezahlen bewegen sich in der Regel über 95. Als Spät- und Auslese wird der Rieslaner deshalb in aller Regel ausgebaut.

Als Geburtsort gelten Marktbreit und Würzburg. In Marktbreit lebte der Erfinder des Rieslaners, Dr. August Otto Friedrich Ziegler. In München hatte Ziegler Landwirtschaft und Chemie studiert, im Weinbau war er eher ein Quereinsteiger.

Ziegler kreuzte die Sorte 1921 an der heutigen Bayerischen Landesanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Würzburg aus Silvaner und Riesling.

Mit dem Tod von Dr. Ziegler war auch der Rieslaner so gut wie gestorben. Ende der 1930er-Jahre hatte Deutschland „andere Sorgen“ als die Zukunft einer Rebsortenkreuzung. Nur 400 Rieslaner-Reben überlebten den Zweiten Weltkrieg, der Freundschaft von Ziegler zum Randersackerer Weingutsbesitzer Bruno Schmitt sei Dank.

Nach dem Krieg nahmen sich Kellermeister Helmut Brönner vom Würzburger Hofkeller und der Nachfolger Zieglers, Prof. Dr. Hans Breider, der Sache an.

Auf deren Wunsch wurde der Rieslaner erstmals von Bruno Schmitt getrennt ausgebaut und konnte schon 1954 einen beachtlichen Erfolg feiern: Bundessieger bei der Deutschen Weinprämierung in Mainz.

Die Rebsorte mit der Nummer NI 11-17 wurde ‚Mainriesling‘ getauft, wovon sich einige einflussreiche Betriebe am Rhein angegriffen fühlten. Der Riesling sollte das Vorzeigeprodukt der deutschen Winzer bleiben, eine Namensergänzung war hier mehr als unerwünscht.

Als 1963 das Bundessortenamt eingeschaltet wurde, einigten sich fränkische Vertreter darauf, auf den ‚Mainriesling‘ zu verzichten und die Rebsorte stattdessen nach ihren zwei Elternteilen zu nennen: Rieslaner.

Bei der Vermarktung ab und an eine Herausforderung: Die Erklärung sei für die Kunden oft zu aufwändig und die Verwechslungsgefahr mit Riesling gegeben. Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit beim Weinverkauf spielen eine immer bedeutendere Rolle. Beim Begriff ‚Kreuzung‘ seien einige Konsumenten skeptisch und dächten an eine Manipulation der Natur.

Trotz allem: Der Rieslaner ist ein Nischenprodukt, das als edelsüße Spezialität von Bedeutung ist.

„Wegen seiner Historie und Profilwirkung hat er eine Würdigung aber auf jeden Fall verdient“, betont Mengler.“

(Quelle: Interview, Mainpost, 24.01.2022, KIT S. 22)